Gesundheitszirkel

Die Methode des „Gesundheitszirkels“ ist ein partizipativer Ansatz zur Förderung der Gesundheit am Arbeitsplatz. Hier sind die Schritte, die typischerweise in einem Gesundheitszirkel durchgeführt werden:

1. Einberufung des Gesundheitszirkels

  • Teilnehmerauswahl: Auswahl von Mitarbeitenden aus verschiedenen Abteilungen und Hierarchieebenen.
  • Einladung: Informieren der Teilnehmer über Ziele und Ablauf des Gesundheitszirkels.

2. Kick-off-Meeting

  • Zielsetzung: Klärung der Ziele des Gesundheitszirkels und der Erwartungen der Teilnehmer.
  • Vorstellung: Präsentation der Methode und des Ablaufs.
  • Regeln: Festlegung von Verhaltensregeln für die Zusammenarbeit.

3. Bedarfsanalyse

  • Erhebung von Daten: Durchführung von Umfragen oder Interviews, um die gesundheitlichen Bedürfnisse und Herausforderungen der Mitarbeitenden zu identifizieren.
  • Diskussion: Gemeinsame Analyse der Ergebnisse im Kreis.

4. Entwicklung von Maßnahmen

  • Ideensammlung: Brainstorming von möglichen Maßnahmen zur Gesundheitsförderung.
  • Priorisierung: Bewertung und Priorisierung der Ideen nach Machbarkeit und Wirkung.

5. Planung der Umsetzung

  • Aktionsplan: Erstellung eines konkreten Plans zur Umsetzung der priorisierten Maßnahmen, inklusive Zeitrahmen und Verantwortlichkeiten.
  • Ressourcenzuweisung: Klärung der benötigten Ressourcen (z.B. Budget, Zeit, Unterstützung).

6. Umsetzung der Maßnahmen

  • Durchführung: Implementierung der geplanten Maßnahmen im Arbeitsalltag.
  • Begleitung: Unterstützung der Mitarbeitenden während der Umsetzung durch regelmäßige Treffen oder Feedback-Runden.

7. Evaluation

  • Erfolgskontrolle: Überprüfung der Wirksamkeit der umgesetzten Maßnahmen durch Feedback, Umfragen oder Gesundheitskennzahlen.
  • Anpassungen: Bei Bedarf Anpassung der Maßnahmen basierend auf den Evaluationsergebnissen.

8. Nachhaltigkeit sichern

  • Integration: Sicherstellung, dass erfolgreiche Maßnahmen langfristig in die Unternehmenskultur integriert werden.
  • Fortlaufende Kommunikation: Regelmäßige Updates und Informationen an alle Mitarbeitenden über den Gesundheitszirkel und seine Ergebnisse.

9. Feedback und Reflexion

  • Rückblick: Reflexion über den gesamten Prozess im Gesundheitszirkel.
  • Lernpunkte: Identifikation von Stärken und Verbesserungspotenzialen für zukünftige Gesundheitszirkel.

Diese Schritte fördern die aktive Beteiligung der Mitarbeitenden und tragen dazu bei, ein gesundheitsförderliches Arbeitsumfeld zu schaffen.

Weiterführend

Gesundheitszirkel sind eine bewährte Methode der betrieblichen Gesundheitsförderung. Sie dienen dazu, Arbeitsbelastungen zu identifizieren und diese gezielt gesundheitsförderlich zu verändern. Dabei werden Ressourcen der Beschäftigten gestärkt oder neu erschlossen.

Grundlegend ist dabei die Partizipation der Beschäftigten. Sie teilen und strukturieren ihr Wissen über Arbeitsbelastungen und den Umgang mit beruflichen Herausforderungen. Dieses Wissen wird umso vielfältiger, je heterogener die Teilnehmer:innen an einem Gesundheitszirkel zusammengesetzt sind. Unterschiedliche Sichtweisen und Verbesserungsvorschläge werden in einem moderierten Prozess zusammengeführt, um praxisnahe Situations- und Bedarfsbeschreibungen zu erarbeiten. Diese bilden die Basis für konkrete Maßnahmen des Managements.

Die Moderation von Gesundheitszirkeln ist eine typische Aufgabe von Arbeits- und Organisationspsychologen. Sie unterstützen zudem bei der Gestaltung eines vertrauensvollen Settings und bei der Zielsetzung. Gesundheitszirkel sind stets zeitlich befristete Projekte, und auch die Evaluation am Ende eines solchen Prozesses zählt zu den Aufgaben der A&O-Psychologen.

Ein weiterer Vorteil der Zusammenarbeit mit A&O-Psycholog:innen bei der Gestaltung solcher Zirkel besteht darin, die vielen Facetten der betrieblichen Gesundheit umfassend einzubeziehen. Insofern spricht man auch oft von Arbeitsklima- oder Zufriedenheitszirkeln. Nicht von ungefähr stehen Gesundheitszirkel den kontinuierlichen Verbesserungsprozessen des Qualitätsmanagements nahe.

Ein besonderer Vorteil von Gesundheitszirkeln besteht darin, dass sie unkompliziert in das gesetzlich vorgeschriebene Risikomanagement (D.Lgs. 81/08) integriert werden können. Die Methode bietet eine hohe Flexibilität hinsichtlich der beteiligten Akteure. Neben den betroffenen Beschäftigten, Führungskräften sowie Sicherheitsfachkräften und Arbeitsmedizinern können auch Gewerkschaftsvertreter und weitere Stakeholder in die Planung eines Gesundheitszirkels einbezogen werden. Alle diese Akteure sind ebenso in der Lage, eigenständig die Initiative zu ergreifen und einen Gesundheitszirkel anzuregen. Entscheidend für den Erfolg ist jedoch, dass den teilnehmenden Beschäftigten ein sicherer und vertrauensvoller Rahmen geboten wird. Er sollte so gestaltet sein, dass mögliche Interessenkonflikte ausgeschlossen sind. Nur so können die Betroffenen ihre Erfahrungen offen und kreativ einbringen.

Gerade hier zeigt sich die Bedeutung einer moderierenden Rolle, etwa durch eine:n Psycholog:in. Ein solcher Prozess kann sich, je nach Zielsetzung und Organisationsgröße, über längere Zeiträume erstrecken. Beim Zusammenführen unterschiedlicher Aspekte – betrieblicher Ziele, Organisationsstrukturen, Arbeitsprozesse sowie Bedürfnisse der Beschäftigten – erweist sich die Expertise eines A&O-Psychologen als besonders wertvoll.

Quellen

Badura, B., Schröder, H., Klose, J., & Macco, K. (Hrsg.). (2001). Fehlzeiten-Report 2000: Schwerpunktthema: Gesundheitsförderung im Betrieb (Kap. 16, W. Slesina, Evaluation von Gesundheitszirkeln). Springer-Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-642-56032-0

Ulich, E., & Wülser, M. (2017). Gesundheitsmanagement in Unternehmen: Arbeitspsychologische Perspektiven (7., überarb. und erw. Aufl.). Springer Vieweg. https://doi.org/10.1007/978-3-658-18435-3

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