Das Produkt Arbeitspsychologie – die Sichtweise eines akademisch kompromittierten Freiberuflers
Trifft ein Psychologe auf einen Betriebswirt, wobei der Erste dem Zweiten etwas verkaufen möchte, dann liegt es auf der Hand, dass das Produkt dem Zweiten als einleuchtend und hilfreich erscheinen muss, ansonsten kauft er es nicht.
Ich stoße immer wieder auf das Argument, dass sich Wissenschaftlichkeit nicht gut vermarkten lässt, weil sie (für das Unternehmertum) zu technisch ist. Zu abgehoben?
Aber dann ist Psychologie eine akademische Wissenschaft, würde ohne ihre akademischen Wurzeln nicht existieren. Es ist auch eine eigenständige Wissenschaft. Genau das vor Augen zu haben ist wichtig—es ist dann von Bedeutung, wenn sich ihre Grundsätze mit den Grundsätzen anderer Disziplinen, etwa mit jenen der Betriebswirtschaft, kreuzen.
Ich habe somit ein Spannungsfeld umrissen: Wie schlecht lässt sich Wissenschaftlichkeit vermarkten?
Und ich frage: Verkauft sich Wissenschaftlichkeit prinzipiell schlecht, oder nur dann, wenn sie in einem fach-technischen Jargon mitgeteilt wird, den nur Eingeweihte verstehen?
Ja es macht Sinn, Klienten nicht mit Konfidenzintervallen bzw. qualitativen Gütekriterien zu bewerfen. Aber sollte man ihnen vorenthalten, wenn Daten vorliegen, die aus einer fachkundigen Perspektive als „Ramsch“ zu bezeichnen sind?
Aber vielleicht arbeitet man nicht mit Daten—dann würde sich aber die Frage aufdrängen, womit sonst? (Vgl. Deontologischer Kodex, Art. 5, 9, 29, 40.)
Und noch ein Argument: Populistische Kommunikation, verstanden als affektiv betonte Reduktion komplexer Sachverhalte auf einfache, medial wirksame Slogans, birgt die Gefahr, die gehobene Lehre der Psyche zu diskreditieren—sofern „Anti-Elitismus“ ein Kernmerkmal von Populismus ist.
Meine persönliche Synthese dieser Argumente Die akademisch geschulte psychologische Fachkraft muss in der Lage sein, sich verständlich auszudrücken und Laien zu überzeugen, ohne dabei das eigene wissenschaftliche Fundament zu verlassen, weil es eine Konstituente der Professionalität von Psychologinnen und Psychologen ist. Wenn die psychologische Expertise nicht auf Methodologie und Wissenschaftlichkeit beruht, dann brauche ich keinen Psychologen, keine Psychologin dazu—dass ist mir die Lebenserfahrung meiner Verwandten oder Freunde lieber, wenn ich Beratung brauche, weil es die Menschen sind, denen ich vertraue.