
Das Walk-and-Talk-Setting bezeichnet psychologische Gespräche, die während des gemeinsamen Gehens im Freien stattfinden. Es handelt sich um ein etabliertes und zunehmend genutztes Format, das international immer häufiger Anwendung findet und insbesondere seit der COVID-19-Pandemie deutlich an Verbreitung gewonnen hat.
Beratend und begleitend tätige Fachkräfte sowie Klientinnen und Klienten berichten von positiven Effekten wie einer als entspannter erlebten Gesprächsatmosphäre, erhöhter Offenheit und einer förderlichen Wirkung auf die professionelle Beziehung. Empirische Studien zeigen, dass Walk-and-Talk-Sitzungen mindestens ebenso wirksam sind wie klassische Gespräche in geschlossenen Räumen. Teilweise zeigen sich dabei sogar stärkere Effekte beim Erleben von Stress sowie bei Beeinträchtigungen des psychischen Befindens, die durch berufliche oder private Belastungen entstehen. Sofern das Gehen im Freien den Bedürfnissen der Klientinnen und Klienten entspricht und von ihnen als stimmig erlebt wird, kann das Walk-and-Talk-Setting eine hilfreiche Ressource darstellen, um belastende Themen zu bearbeiten und das eigene Erleben besser zu ordnen.
Neben diesen Vorteilen sind auch spezifische Herausforderungen zu berücksichtigen. Ein zentraler Aspekt betrifft die Vertraulichkeit, da im Außenraum die geschützte Intimität eines geschlossenen Besprechungsraums nicht gewährleistet ist. Unvorhergesehene Störfaktoren können im Freien nur eingeschränkt kontrolliert werden. Dazu zählt auch die Abhängigkeit von geeigneten Wetterbedingungen.
Insgesamt ist das Walk-and-Talk-Setting als eine sinnvolle Möglichkeit zu verstehen, das Gesprächsformat flexibel an die Bedürfnisse der Klientinnen und Klienten anzupassen und ein alternatives oder ergänzendes Setting für psychologische Gespräche anzubieten.
Quellen
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